Ein schönes Plätzchen zum Verweilen: Der Arkadeninnenhof in Schwaz Ein schönes Plätzchen zum Verweilen: Der Arkadeninnenhof in Schwaz

Bisher kam mir bei Schwaz nur das Silberbergwerk in den Sinn. Ich hatte die Hauptattraktion der Stadt schon in der Grundschule besucht. In einen Minizug einzusteigen und sich tief in die Eingeweide der Silbermine zu wagen, war für uns Kinder ein aufregendes Erlebnis. Am Ende der Tour konnten wir alle unsere eigene Andenkenmünze auf einer handbetriebenen Schneckenpresse prägen. Das ist mehr oder weniger alles, woran ich mich von meinem ersten Besuch in Schwaz erinnere. Daher habe ich mich gefragt, ob es noch mehr Gründe gibt, nach Schwaz zu fahren: Was gibt es in diesem Städtchen sonst noch zu entdecken? Am Ende des Tages wusste ich: Schwaz und ich, das ist Liebe auf den zweiten Blick.

Schwaz war im Mittelalter stark, als seine Augen silbern glänzten – ein vergangener Glanz, den ich bei einer Stadtführung wiedererlebte. Jeden Donnerstag bietet Schwaz

Blick auf das Schloss Blick auf das Schloss

Der Aufschwung von Schwaz zum bedeutendsten Silberbergbauzentrum.

Die erste Besiedlung von Schwaz lässt sich bis in die Jungsteinzeit und die Bronzezeit zurückverfolgen. Es tauchte erstmals im Jahr 930/931 in historischen Dokumenten auf. Oberhalb von Schwaz wurde im Jahre 1170 von den Herren von Frundsberg (auch Freundsberg genannt) ein Bergfried errichtet. Später wurde der einzige Bergfried zu einer Befestigungsanlage ausgebaut. Wirkliche Bedeutung erlangte Schwaz durch die Entdeckung von Silbervorkommen um 1409 – der Legende nach fand ein Bauernmädchen namens „Kandlerin“ das Silbererz beim Viehhüten auf einer Alm. Ein Stier soll mit seinen Hörnern den Boden umgegraben und das Silbererz freigelegt haben. Dies führte zum Aufschwung von Schwaz zum bedeutendsten Silberbergbauzentrum der damaligen Zeit. Im 15. und 16. Jahrhundert lieferte Schwaz Bodenschätze für die österreichischen Kaiser und andere Würdenträger und wurde zum Wirtschaftszentrum Europas. Maria Egger zeigt mir Silbererzsteine, die noch heute über einigen Hauseingängen in Schwaz zu bewundern sind – ein Zeichen dafür, dass hier einst ein sogenanntes „Gewerke“ zu Hause war, ein Unternehmer mit Bergbaurecht im Gegensatz zu den armen und fleißigen Bergleuten.

Eine geschichtsträchtige Stadt: Ein Tag in Schwaz

Die Altstadt: Vom Rathaus zur Pfarrkirche.

Wir beginnen unseren Stadtrundgang an den „Stadtgalerien“, einem modernen Einkaufszentrum, das auf dem Gelände der ehemaligen Tabakfabrik „Kaiserliche und Königliche Tabakfabrik zu Schwaz“ errichtet wurde. 175 Jahre lang produzierte die Fabrik 2,6 Milliarden Zigaretten pro Jahr.

Eine geschichtsträchtige Stadt: Ein Tag in Schwaz

Das schön dekorierte „Rathaus“, das Rathaus von Schwaz, war früher ein Handelshaus. Sie wurde zwischen 1500 und 1509 von den Gewerken Hans und Jörg Stöckl erbaut und ist das mächtigste nichtkirchliche Gebäude aus der Bergwerkszeit. Unter dem Erker am Stadtplatz steht die Bronzestatue von Jörg Frundsberg, dem Gründervater der Stadt. Das Rathaus ist drei Stockwerke hoch und hat einen schönen Innenhof mit Arkaden, die mit Efeu bewachsen sind.

Ein schöner Ort zum Verweilen: Der Arkadeninnenhof in Schwaz Ein schönes Plätzchen zum Verweilen: Der Arkadeninnenhof in Schwaz

Gleich gegenüber vom Rathaus befindet sich der Flagshipstore und das Couture-Atelier des Tiroler Designers

Während wir die Franz-Josef-Straße entlanggehen, die wichtigste Flaniermeile in der Altstadt von Schwaz, enthüllt mir Maria Egger die Geschichte der Stadt. Ich erfahre, dass Schwaz mangels Stadtmauer erst 1898 die Stadtrechte erhielt und dass Schwaz zweigeteilt war – Bürger und Gewerke residierten auf der einen Seite. Wohingegen die einfachen Bergleute, die früher in den engen Stollen unter extremen Arbeitsbedingungen schufteten, auf der anderen Seite leben mussten. Das Schwazer Silber wurde in der nahe gelegenen Münze Hall zu Münzen verarbeitet; Schwaz hatte kein Münzrecht.

Was hat Schwaz mit einem Elefanten zu tun?

Wir halten vor einem breiten Tor. Früher, erklärt Maria, mussten die Tore so breit sein, dass eine Pferdekutsche durchfahren konnte. Sie zeigt auf ein Schild mit einem Elefanten darauf. „Wissen Sie, warum viele Gasthöfe und Gasthöfe in ganz Tirol ein Schild mit einem Elefanten haben?“

Diese einzigartige Geschichte bezieht sich auf Suleiman, einen asiatischen Elefanten, der 1551 dem habsburgischen Erzherzog Maximilian II. und späteren Kaiser des Heiligen Römischen Reiches geschenkt wurde. Suleiman wurde vom spanischen Barcelona nach Genua in Italien verschifft und reiste dann auf dem Landweg über Trient und über den Brenner nach Tirol. von wo aus er nach Wien transportiert wurde. Der Elefant reiste zu Fuß mit einem Gefolge und viele der Orte, an denen er vorbeikam, waren angebrachte Schilder, die einen Elefanten zeigten. Ich will wissen, was mit dem Elefanten passiert ist. Nun, er ist ein Jahr nach seiner Ankunft in Wien gestorben, sagt mir mein kundiger Führer. Die Haut des Elefanten wurde ausgestopft und die Knochen zu einem Stuhl geformt.

Eine geschichtsträchtige Stadt: Ein Tag in Schwaz

Eine geschichtsträchtige Stadt: Ein Tag in Schwaz

Die am Ende der verkehrsberuhigten Franz-Josef-Straße gelegene Pfarrkirche Schwaz ist berühmt für ihr kunstvolles gotisches Aussehen, das seit ihrer Fertigstellung im Jahr 1502 erhalten geblieben ist. Sie wurde in der Blütezeit der Schwazer Wirtschaft erbaut Blütezeit und ist die größte gotische Kirche Tirols. Im Laufe der Jahrhunderte kaum verändert, hat die Kirche die Zeit überdauert und den verheerenden Brand von 1809 und zwei Weltkriege überstanden. Zu den wertvollsten Besitztümern im Inneren gehören drei barocke Altäre (einst waren es 14) und ein bemerkenswertes Taufbecken.

Ein 500 Jahre alter Dachstuhl.

Was mir sofort ins Auge fiel, war das Satteldach mit 15.000 Kupferziegeln. Der Dachstuhl (der nur im Rahmen einer Führung zu sehen ist) ist ein gut erhaltenes, 500 Jahre altes Bauwerk aus dem Mittelalter. Die Dachstühle wurden aus 770 Kubikmetern Holz gefertigt und die Kupferziegel, die alle in Schwaz gegossen wurden, wiegen rund 58 Tonnen. Alles an dieser Holzkonstruktion ist absolut brillant. Die Fertigstellung dauerte drei Jahre. „Schreiner Thomas Schweinebacher hat ein wahres Meisterwerk der Handwerkskunst geschaffen“, sagt Maria Egger. Ich kann nur zustimmen.

Dieser erstaunliche Dachstuhl, die mit 15.000 glasierten Kupferziegeln bedeckt ist, wiegt etwa 58 Tonnen Dieser erstaunliche Dachstuhl, der mit 15.000 glasierten Kupferziegeln bedeckt ist, wiegt etwa 58 Tonnen

Direkt neben der Kirche liegt Schloss Enzenberg, das 1515 von Veit Jakob Tänzel erbaut wurde. Das prächtige und reich verzierte Gebäude hat einen Arkadengang, der mit der Pfarrkirche verbunden ist, da die Familie Enzenberg Patrone der Kirche war. Heute beherbergt Schloss Enzenberg die Galerie für zeitgenössische Kunst Schwaz.

Alte Mauern.

Wir setzen unsere Entdeckungstour unter Tage fort und erkunden den 500 Jahre alten Keller des Schlosses. Diese alten Gemäuer haben Geschichten zu erzählen, schließlich ist der Keller über die Jahrhunderte gut erhalten geblieben. In längst vergangenen Zeiten diente es zur Aufbewahrung von Lebensmitteln. Früher hätten sie Eis von den Gletschern geholt, um das Essen zu kühlen, erzählt Maria Egger. Heute beherbergt der Keller alte Weinfässer, die nicht mehr verwendet werden.

Im Stadtpark hinter der Pfarrkirche befindet sich der alte Stadtfriedhof. Die Gräber sind nicht mehr im Boden, sondern die Gedenktafeln und Denkmäler befinden sich an den Wänden unter den schönen Arkaden. An der Kirche ist noch etwas besonders bemerkenswert: Einer der beiden Türme wurde 1911 gebaut, um den anderen zu „ersetzen“ und zu stützen. Dies wurde notwendig, nachdem eine Untersuchung ergab, dass der alte Glockenturm vom Einsturz bedroht war und stillgelegt wurde. Es wurde befürchtet, dass der alte Kirchturm eines Tages gekippt oder umgestürzt sein könnte, als die Glocke geläutet wurde. Außerdem hat Schwaz eine Glocke namens „Maria Maximiliana“, die bei drohendem Unwetter geläutet wird.

Denkmäler an den Wänden unter den wunderschönen Arkaden des Stadtparks Denkmäler an den Wänden unter den schönen Arkaden des Stadtparks

Auf den Spuren von Paracelsus.

Weiter geht es zum Orglerhaus, dem einzigen Bauernhof im heutigen Schwaz. Hier übernachtete angeblich der Medizingesetzbucher Paracelsus auf seinen Reisen nach Schwaz. Wir treffen den Senioren des Orglerhauses und er erzählt uns, dass der Keller noch genauso aussieht wie im 16. Jahrhundert, als Paracelsus dort Zeit verbrachte, um in Pharmakologie, Alchemie und den Krankheiten der Bergknappen zu „forschen“. Mag. Schwitzer von der Marien Apotheke bestätigt dies: Paracelsus sei zwei- bis dreimal in Schwaz gewesen. Wenn es um seinen Tod geht, herrscht noch immer viel Kontroverse. Es wird gemunkelt, dass sein Tod durch eine Rauferei mit Attentätern im Sold der mächtigen Familie Fugger beschleunigt worden sein könnte, die er mit seiner Arbeit für die armen Bergleute verärgert hatte, aber es gibt keine wirkliche Grundlage für diese Geschichte.

Eine geschichtsträchtige Stadt: Ein Tag in Schwaz

Familie Fugger – wohlhabend und mächtig.

Von diesem Gebäude aus leitete Ulrich Fugger zeitweise sein Weltunternehmen. Mit Schwazer Silber und Kupfer wurde Weltgeschichte geschrieben und machte die Fugger gegen Ende des Mittelalters zu einem der mächtigsten und reichsten Handelsfamilien. Das Fuggerhaus, einst Wohnsitz der Reichsten, beherbergt heute eine Unterkunft für die Ärmsten der Stadt, die Obdachlosen.

Die letzte Station unserer Tour ist das Franziskanerkloster. Der Kreuzgang des Klosters ist ein einzigartiges Schmuckstück und wurde von Pater Wilhelm von Schwaben mit Szenen aus der Passion Christi geschmückt. Die Skizzen für die Kreuzwegstationen entstanden zwischen 1519 und 1526. Leider sind einige davon trotz Restaurierungsarbeiten nicht mehr erkennbar. Insgesamt ist es jedoch eine faszinierende Sammlung grafischer Kunstwerke des 16. Jahrhunderts. Jedes Gemälde hat einen eigenen Patron, der mit Wappen (und Porträts bei Männern) dargestellt ist. So konnte man sich seine „Lieblingsszene“ aus der Passion Christi aussuchen, das Bild bezahlen und kam garantiert direkt nach dem Tod in den Himmel. Wie praktisch!

Schwaz, ich mag dich sehr!

Schwaz bietet eine allgemeine Schönheit, die man am besten bei einem Spaziergang durch die Innenstadt erkundet. Noch einmal schlendere ich die verkehrsberuhigte Hauptstraße entlang. Schwaz hat mich wirklich überrascht und angesprochen. Am Ende des Tages fahre ich mit meinem Auto zum

Sehr zu empfehlen: Schloss Freundsberg.

Hoch über Schwaz thront die ehemalige Stadtbefestigung auf einem weithin sichtbaren Hügel. Schloss Freundsberg war der Stammsitz der Herren von Freundsberg. Heute beherbergt es das Stadtmuseum sowie ein Café und Restaurant. Leider war das Schloss an dem Tag, an dem ich es besuchte, geschlossen. Die Aussicht auf die Stadt von dort oben war fantastisch und die Mühe wert.

Der Donjon von Schloss Freundsberg

Essen:

Ein wunderbares Mittagessen genoss ich im schattigen und reizvollen Biergarten des Gasthauses Himmelhof, genau der richtige Ort, um nach den Strapazen des Sightseeings neue Kräfte zu sammeln.

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